Physiotherapie in Coronazeiten

Hätte mir Das jemand prophezeit, ich hätte gesagt es wäre nicht möglich.

Nach jedem Patienten die Bank desinfizieren kennen wir ja, aber die Türklinke, den Stuhl, alle Geräte auch noch. 

Wahrscheinlich hätte ich sogar gelacht. 

Wie soll das funktionieren in unserem eng getakteten Arbeitstag? Nach jedem Patienten? 

Alles desinfizieren? Und das Ganze auch im Geräteraum? Und den ganzen Tag mit Mundschutz? 

Nicht praktikabel, realitätsfremd und nicht zu leisten. 

Und jetzt? Wir schaffen das jeden Tag aufs Neue. Für jeden einzelnen unsere Patienten, 

Tag ein Tag aus. 

Wir haben einen Behandlungsauftrag und ich fühle eine Verantwortung. 

Eine Verantwortung meinen Mitarbeitern gegenüber, eine Verantwortung für unsere Patienten und Freunde. 

Auch fühle ich mich verantwortlich für die Tradition meiner Praxis für Physiotherapie. 

Immerhin gibt es uns schon in der dritten Generation, seitdem meine Großeltern 1946 die Praxis gegründet haben, und meine Tochter Lilli winkt bereits an der Rezeption.

Nicht nur unseren Patienten, sondern auch mit Ideen, wie ihr Platz irgendwann einmal aussehen könnte. 

In unserer Familienpraxis. 

So wird der Stab vielleicht weitergegeben in die vierte Generation. Ein Traum, wenn das gelänge. 

Und so wurden dann Dinge plötzlich möglich, die wir bisher für nicht machbar hielten. 

Einfach deshalb, weil es eben sein muss. 

Und jetzt im August, nach fast sechs Monaten Coronazeit können wir sagen: 

„Wir schaffen auch das!“.

Ein Ende ist nicht in Sicht, keine Entwarnung, es wird so weitergehen, keiner kann sagen wie genau und schon gar nicht, wie lange. 

Vielleicht wird unser tägliches Tun lebenslang neuen Hygienebedingungen unterworfen sein. Das kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand seriös vorhersagen. 

Es ist jeder einzelne Therapeut gefragt. Jeden Tag aufs Neue. Mundschutz auf, Wischtuch raus, Desinfektionsmittel sprüh sprüh, Bank, Stuhl, Klinke, Geräte immer wieder und niemals nachlassen. Ständig Hände desinfizieren. 

Nicht nur einmal zum Einkaufen, nicht nur kurz im Geschäft, in der Tankstelle oder mal eben beim Bäcker. 

Nein jeden Tag und den gesamten Arbeitstag lang, acht Stunden mit oft hohem körperlichen Einsatz in unmittelbarer Nähe an und zum Patienten. 

So ist unserer Job, so lieben wir ihn und so haben wir ihn uns ausgesucht. 

Nicht ausgesucht haben wir uns die Maske und das ständige Desinfizieren. 

Aber jetzt gehört es dazu und weil wir unsere Aufgabe lieben und weil uns dies alles wichtig ist, wird es gemacht. 

Es gibt keinen besonderen Anlass, warum ich das schreibe, es gibt auch keinen tieferen Grund für diese Zeilen. Vielleicht den, auch einfach mal Danke zu sagen. 

Danke für den unermüdlichen Einsatz. 

Danke für das gemeinsame Anpacken, jeden Tag wieder. 

Wenn es drauf ankommt einfach da zu sein und nicht daneben zu stehen und zuzusehen. 

Immer mit vollem Einsatz der Berufung nachzugehen.

Nein Physiotherapeuten stehen nicht daneben und sehen zu. 

Physiotherapeuten packen an und sind da, wenn es drauf ankommt. 

Wie viele andere Berufsgruppen auch. 

Sanitäter, Pfleger, Feuerwehrleute, Polizisten, um nur wenige zu nennen. 

Und wir eben als Physios.  

Liebe Patienten, wenn Ihnen die Geduld ausgeht, wenn sie warten müssen, wenn es Unannehmlichkeiten gibt, wenn wir auch mal Ihr Verständnis benötigen, dann denken 

Sie bitte kurz an diese Zeilen. 

Herzlichst,

Ihre Diana Carl-Menzel.